Ist die heutige Gestalterausbildung noch zeitgemäß und die richtige Antwort auf aktuellen Fragen und Bedürfnisse aus dem Arbeitsmarkt?
Wie können wir Gestalter zu Forschern ausbilden, die realitätsnah gelernt haben Informationen zu filtern und zu bewerten und ihr daraus gewonnenes Wissen routiniert in bestehenden Auftragsabwicklungen anwenden können?
Ist es möglich, generalistische Querdenker auszubilden, die zusammen mit Spezialisten transdisziplinär arbeiten können und universell einsetzbar komplexe Probleme lösen können?
Ist es bloß ein Trend oder die neue Arbeitswelt der Industrieländer? Design boomt.. Als hätten wir nichts Besseres zu tun, gestalten wir.
Stühle, Stoffbeutel, Sticker, Fahrräder... Den Einsatzgebieten von Gestaltern sind schier keine Grenzen gesetzt, doch wer soll das alles bezahlen?
Wir designen für Designer, warum auch nicht, wo das doch bei immer höheren Studentenzahlen im Designbereich ein wachsender Markt zu sein scheint.. Doch was wenn uns das Geld ausgeht weil der Markt mit Designern überschüttet wird?
Welche Aufgaben haben Designer in unserer Gesellschaft heute? Nutzen sie ihre Fähigkeiten oder vertreiben sie sich ganz im Sinne der Selbstidentifikation und Inszenierung in netten kleinen Designklitschen bloß die zeit? Immer darauf bedacht den Schein des schönen selbstbestimmten Lebensstils mit Gleichgesinnten zu wahren. Treu des neuen Präkariats, "die-ach-so-tollen-weltideen" mit frischem Latte Macchiato aus dem Stammcafé um die Ecke zu begießen.. Schade nur, dass die Welt nicht auf diese tollen Ideen wartet. Die dreht sich weiter und die Miete möchte auch bezahlt werden..
Ohne mit der Wimper zu zucken schießen immer neue Gründungskonzepte aus dem Boden, die Kreativwirtschaft boomt.
Gestaltung zu Dumpingpreisen. Kommunikationskonzepte vom Discounter.
Wo geht die Reise hin?
Die Einen beschweren sich über den steigenden Preisdruck im Wettbewerb der zahlreichen "freelancer"-Dienstleister, die Anderen konzepten geradezu kostenlos, frei nach dem Motto: Das macht mir doch Spaß! Zum Geld verdienen gehe ich noch anders arbeiten.
Immer stärker wird der Ruf nach Sinn! Was macht Sinn? Will man das weitere Jahre tun? Wo bekommt man Geld her? Was ist eigentlich aus der Familienvorstellung geworden? Warum kann man oft von der kreativen Arbeit nicht leben und gibt es nicht sinnvollere Projekte als den x-ten Messestand oder den 50-sten Staubsauger für Siemens und co zu gestalten?
Wie kommt man an die Projekte, die einen wirklich bewegen, bei denen man Etwas bewegen kann? Und warum werden die oft nicht bezahlt sondern sind ehrenamtlich?
Wie lauten die Antworten aus der Kreativwirtschaft auf Themen wie Ressourcenknappheit und Umweltskrisen?
Welches sind die neuen Aufgaben von Gestaltern in einer Gesellschaft in der Supermärkte jetzt auch sonntags geöffnet haben, aber qualifizierte Akademiker spätestens mit 55 von der Wirtschaft aussortiert werden. Sofas nicht mehr nach Bedarf sondern alle zwei Jahre neu nach Geschmack gekauft und verschrottet werden. Und Kinder eher zu einem schicken Trend geworden sind, den sich kaum noch einer entweder zeitlich oder finanziell leisten kann?
Unternehmerisches Denken zu lernen wird in der bisherigen Lehre geradezu komplett ausgeklammert.. Die Hochschulen meinen, sie seien dafür nicht zuständig. Doch was passiert hier?
Die Hochschulen sind also nicht dafür zuständig den Studenten unternehmerische Fähigkeiten zu vermitteln, aber Dank Bologna-Prozess und Bachelor-/ Mastersystem sind die Hochschulen auch schon lange kein geschützter Raum mehr, in dem man sich ausprobieren und experimentieren kann. Zu hoch ist dafür der Abgabenstress und zu eng die Wahlmöglichkeiten der Fächerkombinationen! Haben die Hochschulprofessoren vergessen, was da draußen in der Welt passiert? Oder arbeiten sie in verstaubten Büros fernab neuester Trends?
Die Streetability bleibt dabei oft auf der Strecke, unser Gestaltungshochschulformat hängt zwischen den Stühlen.. Lehre fernab der okonomischen Realität? Den zukünftigen Gestaltern mangelt es weiß Gott nicht an Ideen, aber sie haben verlernt sie zu verkaufen obwohl die Studiensysteme immer verschulter werden!
Die Unternehmen und Büros klagen dennoch über Fachkräftemangel.. Wie kann das sein?
Mindestens zwei Jahre Agenturerfahrung sind bei Stellenausschreibungen und Personalgesuchen Pflicht. Die Büros hätten keine Zeit, den zwar talentierten aber unzureichend routinierten Absolventen alltägliche Abläufe beizubringen.
Doch wo sollen sie die Berufserfahrung her bekommen, wenn sie aus Zeitgründen keiner mehr anlernen kann?
Können die Hochschulen diese Aufgabe noch länger erfolgreich von sich wegschieben?
Vielleicht kann man in einigen Fällen auch anfangen Probleme mit vorhandenen Mitteln zu lösen, statt immer neue Bedürfnisse zu kreieren..
Mit dem OpenCourseWare-System Wissen teilen und zur Diskussion stellen, online wie offline = Höheres Entwicklungspotential durch die Intelligenz der Vielen..
Von der Marke "ICH" zur Marke "WIR". Der Weg zum neuen Selbstverständnis in einer Community-Gesellschaft, in der jeder seinen entscheidenden Teil dazu beiträgt und sich in den Kompetenzen vernetzt. Weg von der Ellenbogengesellschaft...
Donnerstag, 5. April 2012
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